Mit dem Auto 2 Wochen kreuz und quer über Kreta |
Chania ist zweifellos die schönste und mit 60.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Kretas. In der Altstadt vermischen sich, wie selten in einer griechischen Stadt, griechische, venezianische und türkische Stielelemente in einer solchen Harmonie. Manches Haus trägt die Stielelemente mehrerer Epochen gleichzeitig. Die Vielfalt gipfelt in der Kirche Agios Nikolaos die gleichermaßen Kirchturm wie auch Minarett aufweist.
Chania zählt zu den ältesten kontinuierlich besiedelten Städten Europas. In minoischer Zeit erhob sich hier eine palastähnliche Anlage. Bereits zu antiker Zeit war die Stadt von einer Mauer umgeben, die die Byzantiner später verstärkten. Chania war die erste von den Türken eingenommene Stadt Kretas. 200 Jahre später erkoren die Türken Chania zur Hauptstadt. Den Titel und Hauptstadtfunktion musste sie erst 1971 an Iraklion abgeben.
Der Hafen Chanias hatte nie eine große Bedeutung im Handel erlangt, aber die Venezianer bauten 300 Jahre am Hafen. Das Hafenbecken geriet viel zu flach und war nur schlecht gegen die Nordwinde geschützt. Aber das weite Rund des venezianischen Hafens ist beeindruckend. Vor der Kulisse der Altstadt reiht sich rings um die Uferpromenade ein Restaurant an das andere.
Der markanteste Bau am Hafen ist die Janitscharen-Moschee, die 1645 errichtet wurde und damit die älteste Moschee der Insel ist. Der Name leitet sich von der im 14. Jh. gebildeten Elitetruppe der Janitscharen ab. Die Janitscharen rekrutierten sich aus christlichen Jugendlichen, die in den von den Türken besetzten Gebieten zwangsweise zum Islam bekehrt wurden und lebenslang Militär Dienst leisten mussten.
Am östlichen Ende des Hafens hatten die Venezianer Arsenale errichtet. Neun der ursprünglich 17 venezianischen Arsenale die zwischen dem 16. und 17. Jh. errichtet wurden sind noch erhalten. In den Hallen wurden früher Schiffsreparaturen durchgeführt
Die Agios Nikolaos-Kirche ist eine von den Dominikanern im 14. Jh. gegründete Klosterkirche. Ihre Besonderheit ist, dass sie auf der linken Seite einen Glockenturm und auf der rechte ein Minarett besitzt. Die Türken fügten der ursprünglich turmlosen Kirche ein Minarett hinzu, als sie diese in einen Moschee umwandelten. Nach der Rückwandlung in eine christliche Kirche wurde der linke Glockenturm ergänzt
Mit der 1857 eingeweihten Kathedrale Trimartyri, verbindet sich eine bemerkenswerte Koexistenz von Christen und Türken. An der Stelle, stand einst eine Seifenfabrik, die dem späteren Ministerpräsidenten der Türkei gehörte. Zu seinem Amtsantritt, schenkte er den Christen von Chania die Fabrik und Geld, damit sie an der Stelle einen Kirchenbau errichten konnten. Als die Türken bei einem der vielen Aufstände 1897 die Kirche zerstörten spendete ein russischer Zar das Geld für den Wiederaufbau.
Die Markthalle mit ihrem kreuzförmigen Grundriss ist alles andere als ein typischer griechischer Bau. Vorbild ist die Markthalle von Marseille gewesen. Sie wurde 1913 anlässlich der Feierlichkeiten Kretas an das griechische Festland eröffnet. Im Inneren macht die Halle einen aufgeräumten Eindruck, jeder Händler hat seinen festen Standplatz und die Warengruppen sind sortiert angeordnet.
In der Skridlof, Chanias "Lederstraße" geht es sehr hektisch zu. Hier wird beim Verkauf von Taschen, Gürteln und Geldbörsen gehandelt wie auf einem orientalischen Markt. Manchem Händler kann bei der Herstellung seiner Wahre zugeschaut werden.
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