Mit dem Auto 2 Wochen kreuz und quer über Kreta |
Die Samaria-Schlucht entstand vor ungefähr 14 Millionen Jahren, als tektonische Bewegungen die Gesteinsschichten der Insel formten. Das Regenwasser grub sich auf seinem Weg zum Meer, immer tiefer in die Felsen hinein und schuf so die enge, steile und eindrucksvolle Landschaft dieser Schlucht. Die schmalste Stelle an der eisernen Pforte ist nur etwa 3,5 Meter breit.
Das Wasser, mit seinen Wasserfällen und den 22 Quellen, ist immer noch eine der wichtigsten Charakteristika des Naturschutzparks. Der Weg zur Schlucht geht von Chania aus, steil hinauf und auf einer Höhe von 1080 Metern erreicht man Omalos, eine kreisförmige, von Bergen umgebene Hochebene. An der Südseite von Omalos, an der Stelle Xyloskalo, 1250 meter über dem Meeresspiegel, endet die Straße und man hat den Eingang der Schlucht erreicht.
Nach 3,5 Kilometern und 800 Metern steiler Serpentinen hinunter durch eine von Bäumen bewachsenen Landschaft kommt man zur Kapelle Agios Nikolaos. Hier bietet sich eine erste Pause, an dem dortigen schattigen Rastplatz an.
Der Weg führt weiter, jetzt nicht mehr so steil, bis zu den Ruinen, des seit 1965 verlassenen Dörfchen Samaria. Die Schlucht wurde zusammen mit dem Dorf Samaria, 1962 zum Nationalpark erklärt. Bis 1962 lebten in Samaria noch Fischer und Holzfäller. Fern ab der Staatsgewalt hatten sie ihre eigenen Gesetze und die Blutrache soll auch noch verbreitet gewesen sein.
Mit der Umwandlung der Samaria-Schlucht in einen Nationalpark hatte der Staat nun endlich die Möglichkeit das "Tal der Gesetzlosen" zu säubern. Im Jahre 1964 kaufte die Regierung allen Privatgrund auf, enteignete die wenigen Bewohner des Ortes Samaria und siedelte sie aus. 1980 erhielt Griechenland eine Auszeichnung für die Schlucht vom Europarat, als hervorragend geschütztes Naturreservat von höchster Bedeutung.
Hinter dem Dorf Samaria geht der Weg über steiniges Gelände weiter bis zur "Eisernen Pforte". Hier ist die Schlucht lediglich 3 Meter breit. Von hier ist es nicht mehr weit, bis zum Ausgang der Schlucht und nach Agia Roumeli.
In der Antike stand hier die Stadt Tarra. Zu sehen ist heute von Tarra nichts mehr. Tarra wurde von vielen Autoren der Antike als eine kleine, aber starke und unabhängige Stadt erwähnt. Tarra durfte sogar eigene Münzen prägen.
Nach der Eroberung Kretas von den Dorern wurde Tarra zum religiösem Zentrum mit großen Tempeln und vor allem dem Tempel von Apollo. Auf der Stelle, an der der Apollo-Tempel stand, wurde später, während der Herrschaft Venedigs, mit Teilen des antiken Baus eine Marienkirche errichtet. Die meisten Funde aus Tarra stammen aus hellenistischer und römischer Zeit.
Seit dem 18. Jh. diente Agia Roumeli und die ganze Samaria-Schlucht, als wichtiger Stützpunkt im kretischen Widerstandskampf gegen die Türken.
Der berühmte Widerstandsführer Daskalojannis aus Anopolis machte die Samaria-Schlucht 1770 zu seinem Stützpunkt. Bei dem Versuch der Türken, die Schlucht zu stürmen, konnte sie der Partisanenführer Yannis Bonatos, mit nur 200 Mann an der Eisernen Pforte abwehren. Auch die folgenden Versuche der Osmanen, vom Omalos-Plateau in die Schlucht einzudringen, scheiterte an der Verteidigung, durch die ortskundigen sfakiotischen Rebellen.
Auch im 19. Jh. konnten die türkischen Soldaten die Samaria-Schlucht nicht in ihre Gewalt bekommen. Als sie 1866 versuchten, Agia Roumeli zu erobern, wurden sie vernichtend geschlagen und mussten 600 Tote zurücklassen. 1867 kamen sie mit 4000 Mann zurück und brannten das Dorf nieder, Die Bewohner konnten jedoch unversehrt in die Schlucht fliehen.
Von Agia Roumeli aus kann man Sfakion, Loutro, Sougia und Paleochora auf dem Meeresweg, erreichen. Auf der Fahrt nach Sfakion lohnt sich ein Besuch des kleinen malerischen Dorfes Loutro, das am Meer liegt. Auch im Zweiten Weltkrieg, spielte die Samaria-Schlucht eine wichtige Rolle. Als 1941 Kreta durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde, flüchtete die griechische Regierung durch die Schlucht zur Südküste, von wo aus sie von einem britischen Schiff nach Ägypten gebracht wurde.
© Copyright 2001-2012 M. Bechold