Mit dem Auto 2 Wochen kreuz und quer über Kreta |
Heute fahren wir wieder in den Osten von Kreta. Da wir dazu jedoch eine große Strecke fahren müssen, stehen wir heute Morgen schon eine Stunde früher auf, also schon um 6.30 Uhr. Wir fahren wieder die New Road entlang Richtung Iraklion und dann weiter nach Stalida. Hier biegt rechts eine Straße ab, die in weiten Serpentinen hinauf nach Mochos führt. Von dort oben hat man einen schönen Blick über die Küste und nach Chersonissou. Unser nächster Stopp, ist ein kleiner Abstecher nach Krasi, wo angeblich die größte Platane Kretas steht. 12 Männer sollen diese nicht umfassen können, was ich persönlich jedoch bezweifle den so groß kommt mir die Platane nicht vor. Wieder zurück auf der Hauptstraße, stoppen wir wieder an einem Aussichtspunkt, wo man einen schönen Überblick über das vor einem liegende Tal bekommt. Hier ist auch ein Kreter mit seinem kleinen Traktor, der selbst gebrannten Raki, einen Tresterschnaps und Honig dabei hat und dieses den Touristen die vorbeikommen anbietet.
Wir kosten ein Gläschen davon und kommen dann natürlich nicht daran vorbei, auch eine Flasche des edlen Tröpfchens zu kaufen. Der Preis von 3 EUR ist durchaus als preisgünstig zu bezeichnen. Kurz nach dem Aussichtspunkt, erreichen wir das Kloster Panagia Kera, auch Kardiotissa genannt. Die Klosterkirche wurde im 14. Jh. erbaut und ist im Inneren mit vielen Fresken geschmückt.
In der Kirche befindet sich eine Marien-Ikone. Warum diese Ikone angekettet ist, erklärt eine Geschichte. Danach verschleppten die Türken das Bildnis mehrmals nach Konstantinopel, es kehrte jedoch auf geheimnisvolle Weise immer wieder zurück in das Kloster. Um die erneute Rückkehr zu vermeiden, wurde die Ikone in Konstantinopel an eine Säule gekettet. Durch ein weiteres Wunder, gelangte sie jedoch samt Säule zurück in ihr heimatliches Kloster.
Am Seli-Ambelou Pass in 1050 Meter Höhe ragen die Ruinen früherer Windmühlen in die Höhe. Von hier oben kann man die umliegende Landschaft und die Lassithi-Hocheben überblicken. Wir fahren hinunter auf die Ebene und besuchen als erstes Tzermiado, den Hauptort der Ebene, in dessen Hauptstraße sich besonders viele Kafenias und Souvenir-Geschäfte drängen.
Wir entscheiden uns hier im Ort auch gleich unsere Mittagspause im Restaurant Kronio zu machen. Das Restaurant wird von einem jungen Griechen und seiner französischen Frau geführt. Leider hat der Service bei uns nicht so gut geklappt, wie man es hätte erwarten können. Wir essen als Vorspeise einen Griechischen Salat, ich bestelle mir als Hauptgericht Hackfleischbällchen. Uwes Musaka und unser Bier läst jedoch auf sich warte. Ich bin bereits fertig mit dem Essen, da hat Uwe immer noch nichts bekommen. Auch mehrmaliges Nachfragen bei der jungen Bedienung bringt keine Besserung.
Erst als wir die Chefin des Hauses darauf ansprechen, bekommen wir unser Bier und das Musaka von Uwe. Beim Bezahlen entschuldigt sie sich noch mal bei uns für den schlechten Service und gibt uns noch einen griechischen Kaffee auf Kosten des Hauses aus. Dieser Kaffee ist allerdings für meinen Geschmack viel zu süß. Nach dem Essen, fahren wir nach Psychro auf der anderen Seite der Ebene. Hier sind viele Tavernen, bei denen vor dem Hause gegrillt wird. Wir ärgern uns an dieser Stelle schon etwas, den das Essen dort wäre sicher auch sehr gut gewesen. Leider haben unsere Reiseführer davon nichts erwähnt, und nun ist es zu spät. In Psychro biegen wir rechts ab und fahren hinauf zur Dikti-Höhle. Vom Parkplatz aus läuft man noch etwa 15 Minuten auf einem sehr steinigen Weg hinauf zum Eingang der Höhle. Wem der Weg zu beschwerlich ist, kann sich auch für 10 EUR auf einem Esel hinaufbringen lassen.
Am Beginn des Aufstieges stellen wir fest, dass die Welt doch sehr klein ist. Wir machen uns gerade an den Aufstieg, als uns eine Familie entgegen kommt. Ich bemerke noch, wie sie uns ganz genau anschauen und dann kommt auch schon zu unserem Erstaunen die Frage, "Seid ihr aus Nied?" Wir schauen uns an, und als sie auch noch unsere Namen wussten, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Es stellt sich heraus, dass es sich bei der Familie um Leichtathleten aus Lorsbach handelt, die uns vom Wettkampf in Eppstein her kennen. Die Welt ist halt doch ein Dorf...
Wir machen uns also auf den steinigen und steilen Aufstieg zur Dikti-Höhle. Die Höhle ist benannt nach dem die Lassithi-Ebene überragenden Berg Dikti. Der Höhle wird schon seit homerischer Zeit, eine ganz besondere Bedeutung beigemessen. Sie gilt als die Geburtsstätte von Zeus, dem mächtigsten aller Götter. Zu minoischer Zeit war die Höhle weit über tausend Jahre lang eine Kultstätte ersten Ranges. Wenn man vor der Höhle steht, sieht man nur ein schwarzes Loch, in das man 60 Meter tief hinabsteigen und einen Rundkurs durch die Höhle machen kann. Ich persönlich finde die Höhle nicht so beeindruckend, da war die Sendoni-Höhle doch um einiges schöner gewesen.
Nach der Besichtigung der Höhle entscheiden wir uns doch noch die Fahrt nach Agios Nikolaos zu machen. Wir fahren also weiter durch die Lassithi-Ebene vorbei an Agios Georgios und hinauf auf denn Selia-Pass und dann über eine kurvenreichen Straße wieder hinunter. Die Strecke führt durch eine landschaftlich sehr schöne Gegend, durch Wälder mit unzähligen Olivenbäumen. Auf Kreta soll es 20 Million davon geben. Leider regnet es jetzt mal wieder, wodurch das Fahren auf der schmierigen Straße nicht gerade sehr angenehm ist. Schließlich haben wir ja schon vor einigen Tagen Bekanntschaft mit dem Straßengraben gemacht. Doch hier gibt es keinen Graben, sondern nur mehrere 100 Meter tiefe Abgründe ,die nicht gesichert sind.
In Agios Nikolaos angekommen suchen wir zuerst einen Parkplatz, den wir auch in der Nähe des Yachthafens finden. Unser erstes Ziel ist die kleine Panagi-Kirche aus dem 14. Jh.. Vorbei an der benachbarten Kathedrale Agia Triada kommen wir dann zum Binnensee Voulismeni. Über den See und seine "unendliche" Tiefe, werden vielerlei Geschichten erzählt: So soll Jacques Cousteau in ihm getaucht sein, den Boden habe er aber nicht erreicht. Deutsche Soldaten sollen in ihm beim Rückzug Panzer und Kanonen versenkt haben; man fand sie jedoch nie. Wie mancherorts zu lesen ist, soll der See 64 Meter tief sein, was angeblich schon im letzten Jahrhundert ein englischer Kapitän gemessen haben soll. Während eines Vulkanausbruchs auf Santorin tauchten im See plötzlich tote Hochseefische auf, was den Schluss nahe legt, dass es unter dem Meer eine Verbindung zwischen beiden Inseln geben könnte. Wir machen einen Rundgang um den See, wobei man auf der einen Seite den See nur über einige Felsen von oben betrachten kann. Man hat aber einen tollen Blick über den See mit seinen vielen Restaurants. Wir trinken zum Abschluss noch einen Cappuccino im Café "Du Lac" und machen uns dann auf den Heimweg. Da wir auf dem schnellsten Weg zurück nach Rethymnon wollen, wählen wir den direkten Weg über die New Road. Wir kommen auch sehr gut voran und sind bald wieder in Iraklion. Doch jetzt beginnt es heftig zu regnen, und die Sicht wird stark eingeschränkt. Die Wischerblätter unseres Fahrzeuges sind auch nicht gerade die Besten und kratzten bereits am Glas der Windschutzscheibe. Mit anderen Worten: Wir fahren fast blind über die Straßen. Zu allem Überfluss spritzt uns noch ein entgegenkommendes Auto eine Ladung Dreck auf die Scheibe, sodass wir einen Moment gar nichts sehen. Wir kommen aber gut in Rethymnon an, wo es zu unserem Erstaunen überhaupt nicht geregnet hatte. Mit ca. 345 Kilometern war dies unsere längste Tagesetappe
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