Mit dem Auto 2 Wochen kreuz und quer über Kreta |
Auch heute fahren wir wieder mit dem Auto nach Spili; ohne Zwischenstopp geht es aber weiter bis nach Agia Galini, einem kleinen Ort an der Südküste. Hier in Agia Galini, hat man vom Hafen aus einen tollen Blick auf den Ort, bei dem die Häuser alle an einen Hang gebaut wurden. Im unteren Teil der Stadt liegt eine Taverne neben der anderen, und dazwischen befinden sich etliche Bars.
Vor 10 bis 15 Jahren war der Ort noch ein Geheimtipp, doch mittlerweile ist Agia Galini zu 90 % vom Pauschaltourismus in Beschlag genommen. Auch wir hatten überlegt hier unser Quartier zu beziehen, sind aber froh in Rethymnon zu sein den von hier wäre es von den Wegen her viel weiter gewesen die Insel zu erkunden, da Agia Galini doch etwas Abseits der Haupttouristenströme gelegen ist. Nach einem kleinen Ortsrundgang fahren wir weiter zu den Hängen des Ida-Gebirges. Die Straße führt über etliche Kurven nach Kamares und weiter nach Vorizia.
Dort zweigt direkt am westlichen Ortseingang, rechts eine holprige und unbefestigte Straße ab, die nach 3 Kilometern, auf die Reste des Klosters Valsomonero stößt. Das Kloster war einst eines der bedeutendsten venezianischen Klöster der Insel. Nur die im 14. und 15. Jh. errichtete kleine Klosterkirche Agios Fanurios, erinnert noch an den Glanz des einstigen Klosters. Die Kirche ist voll von teilweise sehr gut erhaltenem Freskenschmuck, der zu den wichtigsten Zeugnissen byzantinischer Malerei auf der Insel gehört.
Die Kirche ist normalerweise abgeschlossen, wir haben jedoch das Glück, dass gerade der Wächter an der Kirche ist, der den Schlüssel hat. Er schließt auf und läst uns einen Blick in die Kirche werfen. Leider ist das Fotografieren, wie in allen anderen Kirchen Kretas, auch hier verboten, und wir müssen die Kameras vor der Kirche, auf einer Bank vor der Kirche ablegen. Wieder zurück auf der Hauptstraße, zweigt eine kurze steile Straße gleich hinter Vorizia ab zum Kloster Vrondissi. Vor dem Kloster steht ein venezianischer Brunnen aus dem 15. Jh.. Über dem Brunnen, erkennt man die Relief-Figuren von Adam und Eva, die den Brunnen zieren. Sie haben zwar noch nicht das Paradies, aber im Laufe der Jahrhunderte schon ihre Köpfe verloren.
Unser nächster Halt ist das schmucklose Kloster Agios Nikolaos, das über einen holprigen und steilen Weg, der kurz vor Zaros abzweigt, zu erreichen ist. Die Gastfreundschaft hier oben ist beeindruckend. Schon in den Reiseführern steht, dass man dort mit viel Glück vom selbst gebrannten Raki kosten dürfe. Wir haben dieses Glück! Nachdem wir uns umgesehen haben, winkt uns ein alter Mönch herbei. Wir bekommen jeder zwei Sesam-Kekse und einen Raki und das ohne Worte zu verlieren, denn der Mönch sprach kein Englisch oder Deutsch und wir kein Griechisch.
Zum Mittagessen fahren wir weiter in das Bergdorf Zaros. Hierzu suchen wir die Forellenzucht, die von frischem Quellwasser gespeist wird, um in der dazugehörigen Fischtaverne eine gegrillte Forelle zu essen. Die Forelle schmeckt sehr gut und war mit 8 EUR gar nicht so teuer gewesen. Weiter über Agia Varvara, dem geografischen Mittelpunkt Kretas, und dem Vourvoulitis-Pass, geht es hinunter nach Agii Deka und zum antiken Gortys. Schon zu minoischer Zeit war Gortys besiedelt, aber erst um 600 v. Chr. erlangte es politische Bedeutung. Als die Römer 67 v. Chr. Kreta eroberten, erkoren sie Gortys zur Hauptstadt.
Die Stadt soll damals einen Durchmesser von 10 Kilometer und 200.000 Einwohner gehabt haben. In den 80er Jahren des 19. Jh. war Gortys eine der ersten Ausgrabungsstätten auf Kreta. Das größte architektonische Relikt auf dem Gelände ist die Titus-Basilika, die aber nicht aus antiker Zeit stammt, sondern im 6. Jh. zu Ehren des Bischofs von Kreta errichtet wurde. Sehr interessant ist auch das im 5. Jh. v. Chr. niedergeschriebene Stadtrecht, das noch sehr gut erhalten ist. Rechts der Straße befinden sich die besser erhaltenen Ausgrabungen, für die man natürlich auch Eintritt bezahlen muss. Links der Straße kann das Gelände frei besichtigt werden. Der letzte Stopp für heute war dann noch der Palast von Phaistos, bei dem wir wie auch schon in Gortys mit den hohen kretischen Eintrittsgeldern in Berührung kommen. Uwe will das ganze schon boykottieren, aber als ich sage, wenn ich jetzt schon mal da sei, will ich auch hineingehen, schloss er sich mir doch an. Phaistos wurde 2000 v. Chr. errichtet, durch Erdbeben zerstört und um 1700 v. Chr. an gleicher Stelle wieder aufgebaut und um 1400 v. Chr. endgültig zerstört. Bekannt wurde Phaistos, durch den Fund des so genannten "Diskos von Phaistos", doch dazu mehr am letzten Tag. Von hier aus fahren wir dann wieder auf direkten Weg zurück ins Hotel nach Rethymnon.
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